Wie die regierungsnahe armenische Zeitung “Hrapark” vor wenigen Tagen berichtete, ist Ruben Wardanjan, selbsternannter Staatsminister der separatistischen armenischen Formation in Bergkarabach heimlich nach Moskau eingereist. Demnach soll er in einem Transportwagen der russischen Friedenstruppen durch den Latschin-Korridor, wo die aserbaidschanischen Umweltaktivisten seit fast zwei Monaten gegen die illegale Ausbeutung der Bodenschätze durch Separatisten protestieren, nach Armenien eingeschleust worden sein. Von dort aus soll er dann nach Moskau geflogen sein.
Der fluchtartige Abgang des Kremls Schützling, der erst vor wenigen Monaten an die Macht gekommen war, um Karabach-Armenier zu “retten”, zeugt vom kläglichen Scheitern von Putins Experiment, den armenischen Premierminister Nikol Paschinjan durch die Wardanjan-Karte zu stürzen und eine russlandfreundliche Regierung in Jerewan zu installieren. Als Hoffnungsträger konnte Wardanjan die großen Erwartungen des Kreml-Chefs nicht erfüllen. Die kurzfristige und ruhmlose Wardanjan-Ära scheint somit am Ende zu sein. Eine Rückkehr des “Erlösers” ist sehr unwahrscheinlich, da ein ähnliches Szenario in Baku den casus belli auf den Plan rufen und eine militärische Reaktion auf der aserbaidschanischen Seite auslösen könnte.
Der Flucht des skandalösen Milliardärs aus Bergkarabach kann als Kehrtwende in den seit über einem halben Jahr in die Sackgasse geratenen Friedensverhandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan gesehen werden. Über inoffizielle Kanäle machte Jerewan Baku klar, Armenien komme mit der Verbannung Wardanjans der Forderung Aserbaidschans nach.
Dabei fing das Märchen für Wardanjan im Sommer 2022 doch so vielversprechend an. Um die vom Westen verhängten Sanktionen gegen russische Milliardäre zu umgehen und sein Geschäftsimperium zu bewahren, gab Wardanjan im Juni 2022 seine russische Staatsbürgerschaft ab und nahm die armenische an. Anschließend zog er nach Bergkarabach und präsentierte sich in einer Videobotschaft als Heilsbringer der in der Kontrollzone der russischen Friedenstruppen lebenden Armenier. Er war also mit dem Ziel gekommen, um das separatistische Projekt auf aserbaidschanischem Boden weiter zu fördern, trotz der Tatsache, dass er zu keinem Zeitpunkt in Karabach lebte und keine Erfahrung als Politiker hatte. Voller “Enthusiamus” hat Wardanjan seine Möglichkeiten überschätzt und naiverweise geglaubt, er könne das Rad der Geschichte zurückdrehen und das wiedererstarkte Aserbaidschan herauszufordern und zu überlisten.
Im November 2022 stellte sich heraus, dass die von Wardanjan angeführten Karabach-Separatisten die Gold- und Kupfer-Molybdän-Lagerstätten im russischen kontrollierten Gebiet von Bergkarabach illegal abbauen und sich dadurch bereichern. Das brachte den eigentlichen Zweck des Wardanjan-Projekts ans Licht: Ihm ging es nicht darum, seine Karriere für den armenischen Nationalismus zu opfern, sondern auf Kosten aserbaidschanischer Mineralvorkommen ein neues Milliarden-Imperium aufzubauen. Daraufhin fingen aserbaidschanische Umweltaktivisten auf der Schuscha-Chankendi Landstraße gegen dieses Vorhaben zu protestieren, um dieser illegalen Praxis ein Ende zu setzen.
Das Fazit: Nach gerade mal zwei Monaten Protestaktion kam der Wardanjan-Clique die einzige Einnahmequelle abhanden. Das blamable Fliehen war die einzige logische Konsequenz. Die Aktion trug auch nicht zuletzt zur Lösung des Problem mit Landminen, Waffen und Kämpfern bei, die nach der Unterzeichnung der Waffenstillstandsabkommens immer wieder von Armenien nach Bergkarabach transportiert wurden. Eines steht jedoch fest: Mit dem Verschwinden Wardanjans wurde die größte Hürde auf dem Weg zum endgültigen Frieden zwischen Armenien und Aserbaidschans aufgehoben.