Reichtum auf Kosten der Umwelt. Wie eine deutsche Firma seit Jahren die Gewässer Aserbaidschans verschmutzt

In den letzten Monaten sind die aserbaidschanische Community Deutschlands, aber auch die breite Öffentlichkeit Aserbaidschans aufgewühlt von beunruhigenden Nachrichten über die extreme Verschmutzung des Flusses Ochtschutschay mit unterschiedlichen gefährlichen Chemikalien, die das in Armenien ansässige Kupfer- und Molybdänkombinat bei der Ausbeutung der Kupfer-Molybdän-Lagerstätte jahrelang produziert haben soll. Wie es sich herausgestellt hat, ist die im baden-württembergischen Karlsruhe beheimatete deutsche Firma „CRONIMET Holding GmbH“ an umweltschädlichen Aktivitäten in Armenien und Aserbaidschan entscheidend beteiligt gewesen.

Was ist der eigentliche Hintergrund? Als ein weltweit tätiges Konzern für Metallrecycling- und Handel ist die Cronimet Holding GmbH seit Mitte der 1990er Jahre unter dem Namen „Cronimet Mining GmbH“ in Armenien präsent. Im Jahr 2004 erwarb das Unternehmen rund 60 Prozent der Anteile am Sangesurer Kupfer- und Molybdänkombinat in der südarmenischen Stadt Kadscharan. Von der laxen Umwelt-Gesetzgebung der armenischen Regierung profitierend, machte die Cronimet-Führung zu Lasten des einzigartigen Ökosystems der Region Millionen-Geschäfte. Besonders heftig trafen die dunklen Machenschaften von Cronimet den Fluss Oxçuçay (eingedeutscht Ochtschutschay). Dieser nimmt seinen Anfang im Sangesurkamm, fließt süd-ostwärts durch das Bergland der armenischen Provinz Sjunik, überquert die Grenze zu Aserbaidschan, passiert die Provinz Zangilan (bis Oktober 2020 armenisch besetzt) und mündet in den Aras, den zweitgrößten Fluss Aserbaidschans. Bei der Bewässerung der landwirtschaftlichen Felder der nahegelegenen Gebiete kommt auf Aras eine enorm wichtige Rolle zu. Wie das Umweltschutzministerium Aserbaidschans berichtete, wurden zwischen Januar und März 2021 Wasserproben aus dem Fluss genommen und einer umfassenden Wasseranalyse in einem akkreditierten Labor unterzogen. Die Ergebnisse waren verheerend und zeigten einen hohen Anteil an Schwermetallen (Kupfer, Molybdän, Mangan, Eisen, Zink und Chrom), die eine erhebliche Verschmutzung im Wasser verursacht hätten. Der Durchschnittswert von Eisen sei viermal und der von Nickel sieben Mal größer. Noch im März wurde ein Massensterben von Forellen registriert. Der Verschmutzungsgrad von Ochtschutschay sei dermaßen groß, dass das Flusswasser nicht mehr als Bewässerungsmittel für landwirtschaftliche Flächen benutzt werden kann. Die belasteten Gewässer bedrohen nicht nur das artenreiche Ökosystem von Bergkarabach, sondern gefährden auch das Leben der dort lebenden Bewohner*innen Armeniens und Aserbaidschans langfristig. Selbst der Pressedienst des armenischen Katastrophenschutzministeriums berichtete bereits im Oktober 2019 über Abfälle und sonstige Giftstoffe, die das Sangesurer Kupfer- und Molybdänkombinat in den Fluss Ochtschutschay geleitet haben soll.

Wegen der erhobenen Vorwürfe haben sich die offiziellen Kreise Aserbaidschans, aber auch die aserbaidschanischen Gemeinden Deutschlands vergeblich um eine Auskunft bei den Cronimet-Verantwortlichen bemüht. Der unauffällige Firmenchef Günter Pilarski gilt als heimlicher Strippenzieher des armenischen Lobbynetzwerks in Deutschland. Seit 2006 ist er Honorarkonsul Armeniens für den Konsularbezirk Baden-Württemberg. Bereits 2011 geriet seine Firmengruppe (Cronimet Mining und die Cronimet Holding bilden die sogenannte Cronimet-Gruppe) in ein Skandal über fragwürdige Rohstoffgeschäfte im Nordosten Kongos. Beschuldigt wurde das Konzern damals, kongolesische Kinder unter unwürdigen Arbeitsbedingungen ausgebeutet und Terror in der Region gefördert zu haben. Seit Monaten bewahren sowohl Pilarski, als auch die Geschäftsführung der Cronimet-Gruppe ihr eisernes Schweigen und ignorieren sämtliche Anfragen der aserbaidschanischen Seite. In einer eher halbherzigen Erklärung versuchte Wolfgang Manig, der deutsche Botschafter in Baku, die Schuld des deutschen Unternehmens und damit das ganze Ausmaß der Verschmutzung herunterzuspielen. Man wisse viel zu wenig über die Aktivitäten der Firma und dass diese im Dezember 2019 den armenischen Markt  verlassen hätte. Viele Fragen bleiben jedoch offen: Aus welchem Grund gelangten die Schadstoffe, die beim Abbau von Rohstoffen im armenischen Kadscharan freigelegt wurden, in großen Mengen in den Fluss Ochtschutschay? Wie wurde die Entscheidung, Ochtschutschay als Quelle für die Schadstoffentsorgung zu benutzen, getroffen? Welche Rolle spielt dabei die Regierung Armeniens? Besaß die CRONIMET Mining GmbH notwendige Qualitätsnormen und Grenzwerte, um die Verschmutzung des Flusses zu verhindern? Falls ja, was sprach gegen deren Verwendung?

Die aserbaidschanischen Gemeindeorganisationen Deutschlands werden den angesprochenen Fall jedenfalls weiterverfolgen und konkrete Stellungnahme von der Cronimet-Führung verlangen. Neben den großangelegten Demonstrationen vor der Firmenzentrale in Karlsruhe werden sämtliche deutsche Umweltschutzorganisationen alarmiert. Auch von der Bundesregierung erwarten wir eine unmissverständliche Position. Die umweltzerstörerischen Taten von Cronimet dürfen nicht ohne Folgen bleiben.

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